3 Fragen an...
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Foto 1: Alex Talash, Foto 2: IST, Foto 3: Lina Sommer
Foto 4: Studieninstitut für Kommunikation, Foto 5: VOK DAMS I Oliver Wachenfeld

© Alex Talash
Jutta Schneider-Raith
Geschäftsstellenleitung degefest e.V.
1. Wie erleben Sie den Fachkräftemangel aktuell in der Branche? Schwierige Jahre liegen hinter uns. Der Kongress- und Tagungsmarkt war und ist gezeichnet von der Covid19-Pandemie. Ein Thema beschäftigt unsere Branche ganz besonders: der Fachpersonal-Mangel. Bei der Personalbeschaffung müssen künftig neue Wege gegangen werden. Bereits vor der Corona-Pandemie zeichnete sich ab, dass unsere Branche an Attraktivität für Mitarbeitende eingebüßt hat. Mittlerweile können Veranstaltungen nicht mehr realisiert werden, weil es an Personal mangelt. Bereits mit dem Abflauen der ersten Infektionswelle und dem zaghaften Neubeginn von Öffentlichkeit und gastronomischen Angeboten mussten Gastronomie, Hotels und Veranstaltungshäuser mit Entsetzen feststellen, dass ihnen das Personal abhandengekommen war. Zusätzlich fehlt der Nachwuchs in einer Branche, die zwar immer noch eine große Strahlkraft hat, doch in der Außenwirkung keine Zukunftsaussichten zeigt. Als konkrete Gründe für die Abneigung der potenziellen Beschäftigten werden folgende genannt: oftmals schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne, fehlende Wertschätzung, unmotivierte Teammitglieder, nicht vorhandene Karrierechancen und schlechte Work-Life-Balance. Die Veranstaltungs-wirtschaft ist einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige Deutschlands. Damit das so bleibt, müssen viele Rahmenbedingungen wie z.B. Bezahlung, Arbeitszeiten, Weiterbildungen etc. auf den Prüfstand gestellt und verbessert werden.
2. Suchen Sie derzeit selbst geeignetes Personal? Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um qualifizierte neue Mitarbeitende zu finden oder bereits vorhandene an Ihr Unternehmen zu binden? Unser Fachverband besteht aus einem ehrenamtlich tätigen Vorstand und einer Geschäftsstellenleitung. Diese Position besetze ich. Da unsere Mitgliederzahlen steigen, denken wir aktuell darüber nach, unsere Geschäftsstelle zu verstärken. Zufriedene und motivierte Mitarbeitende sind eindeutig das größte Kapital eines Unternehmens oder auch eines Verbandes. Wer sein Personal langfristig binden möchte, sollte daher ein angenehmes und bereicherndes Arbeitsklima schaffen. Und das hat weniger mit Gehalt oder anderen hard facts zu tun, sondern es spielen die sogenannten weichen Faktoren wie die interne Kommunikation, Feedback-Kultur und gute Mitarbeiterführung eine große Rolle. Das zu kommunizieren und darüber geeignete Mitarbeitende zu finden, wird auch bei unserer Suche eine wichtige Rolle spielen.
3. Was ist Ihre persönliche Einschätzung? Mit welchen Auswirkungen muss die Eventindustrie zukünftig rechnen, wenn der Fachkräfteschwund weiter fortschreitet?
Fehlende Fachkräfte bleiben nicht folgenlos. Dies gilt für die betroffenen Unternehmen, aber auch für die Volkswirtschaft als Ganzes. Es stehen Wachstums- und Wohlfahrtspotenziale ebenso wie öffentliche Einnahmen auf dem Spiel, wenn Personalknappheiten das mögliche Dienstleistungsangebot unserer Branche beschränken. Die Befürchtung unserer Mitglieder, dass sie ihre Angebotspalette einschränken und Veranstaltungen ablehnen müssen, oder diese verlieren, weil ihnen die Fachkräfte dafür fehlen, hat in den letzten Monaten weiter zugenommen. So stehen für viele Veranstaltungshäuser auch langjährige Geschäftsbeziehungen auf dem Spiel

© IST
Dorothee Schulte
Leitung Marketing & Vertrieb Fachbereich Kommunikation & Wirtschaft
1. Wie erleben Sie den Fachkräftemangel aktuell in der Branche? Das chinesische Wort für Krise ist 危机 (Weiji) und setzt sich aus zwei Zeichen zusammen: Gefahr und Chance. Der Fachkräftemangel kann zu einer Krise werden, er bietet aber auch die Chance, sich als Unternehmen neu und nachhaltig besser aufzustellen. Derzeit erleben wir, dass viele Firmen bei der Mitarbeiterförderung und -bindung weit über den gesunden Obstkorb und den Kicker im Hinterzimmer hinausgehen. Die Bereitschaft, frühzeitig in den Nachwuchs zu investieren, – z. B. durch ein duales Studium oder verschiedene andere zertifizierte Weiterbildungsmöglichkeiten – steigt. Allerdings muss man sagen: noch! Denn der Fachkräftemangel wird nicht nur durch den demografischen Wandel immer brisanter. Wer heute bereits in seine Mitarbeitenden investiert, ist schon morgen weitestgehend gut aufgestellt.
2. Suchen Sie derzeit selbst geeignetes Personal? Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um qualifizierte neue Mitarbeitende zu finden oder bereits vorhandene an Ihr Unternehmen zu binden?
Da wir seit Jahren stetig wachsen, gibt es bei uns natürlich regelmäßig Vakanzen. Eine sehr gute Erfahrung beim Recruiting haben wir mit einem Karriere-Video gemacht, in dem Mitarbeitende authentisch ein Bild des IST zeichnen. Die Mitarbeiterbindung ist bei uns generell sehr hoch. Warum? Das erläutern unsere Teammitglieder sehr authentisch in diesem Video. Mir persönlich macht es sehr viel Spaß, zumeist junge Menschen auf ihrem Karriereweg zu begleiten und ihre Entwicklung step by step zu verfolgen.
3. Was ist Ihre persönliche Einschätzung? Mit welchen Auswirkungen muss die Eventindustrie zukünftig rechnen, wenn der Fachkräfteschwund weiter fortschreitet?
Ich denke, ein gewisser Fachkräfteengpass wird sicherlich bestehen bleiben. Das besorgt alleine schon die Tatsache, dass Deutschland immer mehr „altert“. Die Eventindustrie wird jedoch weiterhin spannende Arbeitsplätze mit Perspektive bieten können und nicht nur für jüngere Menschen attraktiv sein.
Servicearbeiten, für die kaum Qualifikationen benötigt werden, könnten sich jedoch reduzieren, verändern oder unter Umständen von Robotern erledigt werden. Die zuvor dafür eingesetzten Arbeitskräfte wären nach einer entsprechenden Fortbildung dann frei für neue spannende Aufgaben und könnten in höherqualifizierten Jobs weiter in der Branche tätig sein. Auch das könnte ein Weg sein, auf Dauer den Mangel an qualifiziertem Personal abzubauen.

© Lina Sommer
Kerstin Meisner
Geschäftsführerin memo-media Verlags-GmbH
1. Wie erleben Sie den Fachkräftemangel aktuell in der Branche?
Der Fachkräftemangel ist eine enorme Herausforderung für unsere geschwächte Branche. Und tatsächlich macht es die fehlende Planungssicherheit aufgrund der als Schneeketten verballhornten Kapazitätsbeschränkungen nicht besser. Unsere Branche ist lebendig, flexibel, attraktiv und eigentlich zukunftssicher. Wenn sie denn mit all ihren Qualitäten von der Politik richtig verstanden und unterstützt wird. Nur wenn wir Planungssicherheit haben, können wir gute und erfahrene Mitarbeitende zurückgewinnen.
2. Suchen Sie derzeit selbst geeignetes Personal? Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um qualifizierte neue Mitarbeitende zu finden oder bereits vorhandene an Ihr Unternehmen zu binden?
Wir sind froh und dankbar, dass wir gerade alle offenen Stellen besetzen konnten. Wir setzen viel auf unseren Team-Spirit und unsere sehr transparenten und agilen Arbeitsmethoden. Events für Mitarbeitende finden in der Regel alle sechs Wochen statt. Zudem arbeiten wir bereits seit zwölf Jahren mit einer Person im Coaching zusammen, die die Mitarbeitenden auch persönlich konsultieren können. Wir lieben wirklich, was wir tun und bekommen so durch jeden Kontakt mit der Branche viel Gutes zurück. Das überträgt sich auch aufs Team.
3. Was ist Ihre persönliche Einschätzung? Mit welchen Auswirkungen muss die Eventindustrie zukünftig rechnen, wenn der Fachkräfteschwund weiter fortschreitet?
Ich denke, dass es zu enormen Preissteigerungen bei Veranstaltungen kommen wird. Nicht nur wegen der steigenden Energiekosten, sondern auch, weil die Löhne steigen müssen, um das verbliebene Personal zu binden. Zudem werden die Unternehmen, die wissen, dass sie auf Veranstaltungen nicht verzichten können, vermehrt Planende für Veranstaltungen inhouse ausbilden, um mehr Kostentransparenz zu erhalten. Agenturen, die einen „Bauchladen an Eventmöglichkeiten“ anbieten, werden es immer schwerer haben. Experten- und Nischenwissen werden immer wichtiger.
4. Was bieten die Acts-On-Stage Bühne und die Künstler-Villages auf der nächsten BOE?
Das Acts-On-Stage Programm bietet wieder acht Shows mit insgesamt 24 Performances – musikalisch, artistisch und mit einem hohen Comedy-Anteil. Unser Credo ist: Egal, welche Veranstaltung ihr 2023 auch plant – auf der Acts-On-Stage Bühne findet ihr Acts, die passend für euer Event sind.
Im Künstler-Village stellen sich bis zu 30 künstlerisch Tätige und Künstler-Gruppen vor, die das gesamte Potpourri an möglichen Genres wie z.B. Artistik, Illusion, Stelzenlauf, Schnellzeichnen, Moderation und…und…und widerspiegeln.

© Studieninstitut für Kommunikation
Michael Hosang
Geschäftsführer Studieninstitut für Kommunikation
1. Wie erleben Sie den Fachkräftemangel aktuell in der Eventbranche? Bereits vor der Pandemie war deutlich erkennbar, dass digitale und technische Innovationen die Zukunft prägen und die Anforderungen an die Live-Kommunikation, als ein Teil der Veranstaltungswirtschaft, fortwährend wandeln werden. Einzelne Bildungsinstitute haben hier schnell reagiert und adäquate Programme zusammengestellt. Was wiederum fehlt(e), waren strukturierte Personalentwicklungssysteme in den jeweiligen Unternehmen, um Mitarbeitende gleichermaßen zu motivieren, zu binden und leistungsgerecht zu entlohnen. Staatliche Hebel wie Kurzarbeitergeld sorgten zwar einerseits für das Überleben vieler Unternehmen in der Veranstaltungswirtschaft – der gefühlte Dauer-Lockdown führte jedoch andererseits auch zu massiven Abwanderungen des gefrusteten Personals in andere Branchen.
2. Suchen Sie derzeit selbst geeignetes Personal? Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um qualifizierte neue Mitarbeitende zu finden oder bereits vorhandene an Ihr Unternehmen zu binden? Durch die Pandemie haben sich, nicht nur in unserem Unternehmen, eine Vielzahl von Abläufen und Aufgabenbereichen geändert. Nach wie vor sind wir dabei, diese anzupassen bzw. zu optimieren und in unsere Prozesslandschaft zu integrieren. Durch die Digitalisierung vieler Bereiche unserer Seminar- und Verwaltungsorganisation ergeben sich aber auch Arbeitszeiteinsparungen – und somit auch eine gewisse Variabilität hinsichtlich der Verteilung und Anpassung von Arbeitsinhalten. Bei der Suche nach neuen Arbeitskräften stellen wir fest, dass der Punkt Arbeitsortflexibilisierung (Home Office/Remote Work) eine enorme, neue, Rolle spielt. Dies hat zur Folge, dass grundsätzlich ein Umdenken in Richtung Flexibilisierung von Strukturen, Gewohnheiten und Denkmustern in den Vordergrund rückt. Die richtige Balance in der Arbeitsgestaltung steigert sowohl die Produktivität als auch die Innovationskraft – nicht nur bei uns im Studieninstitut. Mit diesem Selbstverständnis begegnen wir Arbeitskräften in den Bewerbungs- und Auswahlverfahren.
3. Was ist Ihre persönliche Einschätzung? Mit welchen Auswirkungen muss die Eventindustrie zukünftig rechnen, wenn Fachkräfteschwund und Personalmangel weiter fortschreiten? Meines Erachtens ist es müßig, sich über weitere Auswirkungen Gedanken zu machen. Viel wichtiger erscheint es mir, über Maßnahmen nachzudenken, wie sich die Branche aufstellen muss, um den verbliebenen Beschäftigten Vertrauen auszusprechen sowie Perspektiven, z.B. in Form von Karrierewegen und New Work Szenarien, aufzuzeigen. Um die individuelle Weiterentwicklung von Mitarbeitenden beurteilen zu können (z.B. für spezifische Weiterbildungsmöglichkeiten), bedarf es einer individuellen Analyse der jeweiligen Fähigkeiten und Interessen. Eine gemeinsame Aufgabe für Personal, Unternehmen und qualifizierte Bildungsanbieter.

© VOK DAMS I Oliver Wachenfeld
Claudia Köhler
Corporate Vice President VOK DAMS
1. Wie erleben Sie den Fachkräftemangel aktuell in der Branche? Wie in anderen Branchen bemerken wir natürlich auch in der Eventbranche einen Fachkräftemangel. Er betrifft die verschiedensten Qualifikationen und alle Gewerke – vom klassischen Projektmanagement bis hin zu Fachleuten mit hoher Digital-Expertise. Und nicht nur das. Wir erleben auch, dass unsere Auftraggebenden häufig selbst mit fehlendem Fachpersonal zu kämpfen haben. Gleichzeitig hat die Eventindustrie eine besondere Entwicklung hinter sich: Nach den Einschränkungen der letzten Jahre haben sich viele Eventfachkundige neue Herausforderungen gesucht und der Branche den Rücken gekehrt.
2. Suchen Sie derzeit selbst geeignetes Personal? Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um qualifizierte neue Mitarbeitende zu finden oder bereits vorhandene an Ihr Unternehmen zu binden? Zum einen, ich bin schon ganz schön stolz und dankbar, wenn ich sehe, wie viele unserer Mitarbeitenden schon mehr als zehn oder mehr Jahre bei VOK DAMS sind. Unser Team ist unser ein und alles – ohne es geht nichts. Und da ist es uns sehr wichtig, dass die vorhandenen Mitarbeitenden bleiben, sich wohl fühlen und wir auch für neue Bewerbende attraktiv bleiben. Unsere Umstellung auf agiles Event-Management ermöglicht neuem Personal, schnell Verantwortung für wichtige Elemente zu übernehmen und intensiv in die Entwicklung eines Projektes eingebunden zu werden.
Wir wissen, dass die vielfältigen Facetten unseres Lebens, sprich Diversity, auch in einer weltweit agierenden Agentur abgebildet sein müssen und wir nur mit einer starken Kultur der Vielfalt, Toleranz und Wertschätzung gute Arbeit liefern können. Grundsätzlich fördern wir ein gutes, wertschätzendes Miteinander – gerade weil wir viel remote arbeiten, ist das für uns essenziell: Sei es spielerisch online durch Microsoft Teams – Karma, transparente Kommunikation durch z.B. Town Hall-Meetings oder durch gemeinsame Feiern oder Grillabende.
Natürlich profitieren wir auch davon, dass wir junge Talente selbst ausbilden oder in unseren Trainee-Programmen entwickeln. Im Rahmen der VOK DAMS Academy hat unser Team ganz individuell die Möglichkeit, Kompetenzen und Know-how ständig auszubauen und zu entwickeln.
3. Was ist Ihre persönliche Einschätzung? Mit welchen Auswirkungen muss die Eventindustrie zukünftig rechnen, wenn der Fachkräfteschwund weiter fortschreitet? Ich denke, dass weiterhin eine hohe Nachfrage auf eine geringere Zahl von Ausführenden treffen wird. Somit wird uns der Fachkräftemangel in unserer Branche sicherlich die nächste Zeit weiter beschäftigen. Er wird sich aber verschieben – hin zu Spezialisierten und Personen mit Expertise. Sei es, um im Bereich CSR beratend für Sustainability in Events zu sorgen oder um kreativ mit hoher Digital-Expertise neue Entwicklungen in der Eventbranche voranzutreiben.
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